Geburt im Rinderstall: Wann braucht die Kuh Hilfe?

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In der Regel brauchen Kühe bei der Geburt ihres Kalbes keine Hilfe durch den*die Landwirt*in. Jeder Eingriff bedeutet ein erhöhtes Stress- und Infektionsrisiko für Mutter und Kind. Doch in besonderen Fällen schaffen sie es nicht alleine.

Gründe für Geburtshilfe

Ein Hinweis dafür, das Geburtshilfe notwendig ist, ist die Geburtsdauer. Wenn zwischen dem Platzen der Fruchtblase und das Heraustreten des Kalbes mehr als zwei Stunden vergehen, sollte ein Eingriff erfolgen. 

⚠️ Um einen rechtzeitigen Eingriff zu gewährleisten sollte ab Beginn der Geburt alle 15 Minuten nach dem Tier geschaut werden.

Die Gründe für Geburtshilfe sind vielfältig:

  • Zu große Kälber
  • Abnormale Haltungs-, Stellungs- & Lagevarianten:
    Zum Beispiel: Hinterendlage. Dabei kommt das mit den Hinterbeinen zuerst mit der Gefahr, dass die Nabelschnur zu früh abreißen könnte und die Sauerstoffversorgung unerbindet, wenn das Kalb noch im Mutterleib ist.
  • Missbildung Becken- bspw. zu frühe Belegung
  • Stresshormone schwächen Wehentätigkeit
  • Zu frühe Ablösung der Plazenta durch Infektionen, Vergiftungen & unzureichender Mineral- & Spurenelementhaushalt

Ein Kälberleben gerettet

In diesem Film von My Kuh Tube zeigen KuhTuber Gerd und Praktikantin Lena eine besondere Geburt, bei der das Kalb ohne das Eingreifen der beiden wahrscheinlich nicht überlebt hätte.

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Bevor ein Eingreifen erfolgt, sollte das Kalb in passender Position liegen und nicht zu groß sein. Dies kann durch Abtasten mit der Hand überprüft werden. 

Der Geburtsweg sollte maximal geweitet sein und die Scheidewand feucht sein. Außerdem sollten folgende Materialien sauber und desinfiziert vorliegen:

  • Seife, Bürste, Eimer, Handtuch, Händedesinfektion
  • Lange Untersuchungshandschuhe
  • Geburtsstricke o. -ketten
  • Mechanischer Geburtshelfer
  • Gleitgel 

Sind alle Bedingungen erfüllt und die Materialien vorhanden, werden die Geburtsstricke bzw. -ketten um das Fesselgelenk des Kalbes gebunden. An diesen wird im Rhythmus der Wehen sanft gezogen. Das Kalb sollte nach ungefähr zehn Minuten etwa zehn bis zwölf Zentimeter weiter draußen sein.

Bei Benutzung des mechanischen Geburtshelfers wird dieser bei jeder Wehe leicht angewinkelt. Anschließend wird er wiederaufgerichtet und leicht nachgespannt. Wenn der Brustkorb des Kalbes hinausgetreten ist, ist die Zugrichtung 90° in Richtung des Euters. Dabei erfolgt eine Streckung der Hinterbeine, die ein ungehindertes Hinausgleiten des restlichen Körpers unterstützen.

⚠️ Grundsätzlich gilt, dass ein Tierarzt bei Unsicherheiten hinzugezogen werden sollte, da ein fehlerhafter Eingriff ein großes gesundheitliches Risiko fürs Tier darstellt.

Quelle: https://www.dlg.org/fileadmin/downloads/Merkblaetter/DLG-Merkblatt_374.pdf (26.08.2024).