So startet ein Ferkel ins Leben
- Schweine

Tag 1 bis 2
Nach der Geburt der Ferkel kommt viel Arbeit auf den Landwirt oder die Landwirtin zu. Gerade in den ersten Stunden müssen die Würfe intensiv betreuen. Dazu wird empfohlen,
- nasse Ferkel trocken zu reiben und
- eine regelmäßige Kontrolle der Ferkelnesttemperatur (Soll 35 °C) durchzuführen
- bei Grätschern (siehe Infobox) zeitnah zu Tapen, damit sie sich eigenständig bewegen können.
Eine weitere häufige Maßnahme ist das Schleifen der Eckzähne. Die sind von Natur aus sehr spitz und können bei Rangkämpfen zu Verletzungen führen. Ohne das Schleifen würden sie zudem sehr das Gesäuge der Sau strapazieren. Laut dem Tierschutzgesetz ist dies in den ersten drei Lebenstagen durchzuführen.
Tag 3
Am 3. Lebenstag der Ferkel steht einiges auf dem Programm.
- Die Eisengabe spielt dabei eine wesentliche Rolle. Ferkel kommen mit einer geringen Eisenkonzentration auf die Welt. Dies ist ein natürlicher, angeborener Abwehrmechanismus um das Bakterienwachstum zu hemmen. Zwar nehmen sie Eisen über das Kolostrum (die erste Milch, die nach einer Geburt von den Muttersua produziert wird) auf, aber durch das schnelle Wachstum ist der Tagesbedarf nach ein paar Tagen bereits erschöpft.
Eisen ist wichtig für die Bildung von roten Blutkörperchen und Stärkung des Immunsystems. Deswegen bekommen sie eine Eisengabe injiziert. Häufig werden die Schwänze gekürzt, um die Problematik des Kannibalismus zu entschärfen und gleichzeitig den Stress zu vermindern. - Außerdem wird bei Betrieben, die ihre männlichen Ferkel mästen. in den meisten Fällen eine Kastration unter Betäubung durchgeführt.
- Diese Schritte werden meist zusammen mit dem Einziehen der Ohrmarken verbunden. Männliche und weibliche Tiere bekommen jeweils eine andere Farbe, um sie einfacher erkennen zu können. Auf beiden ist die Betriebsnummer des Geburtsbetriebs versehen.
Tag 4 bis 7
Im Laufe der ersten Lebenswoche wird meist ein Wurfausgleich durchgeführt. Unter Wurfausgleich versteht man die Verteilung von einzelnen Ferkeln sehr großer Würfe auf fremde Sauen mit weniger Ferkeln. In der Regel verbleiben die kleinsten Ferkel bei der Mutter, während die größeren versetzt werden.
Der Wurfausgleich sollte allerdings frühestens 12 Stunden nach der Geburt geschehen, damit die Ferkel das Kolostrum der eigenen Mutter aufnehmen können. Dabei ist das Ziel, Verluste durch Verhungern zu vermeiden und einheitliche Absetzgewichte zu erreichen. Die Ferkelzahl wird auf die Zitzenzahl abgestimmt und das biologische Potential der Milchleistung der Sau berücksichtigt.
Ab Tag 7
Während der gesamten Aufzucht der Ferkel ist eine gute Hygiene und Gesundheitsüberwachung wichtig, um Krankheiten zu vermeiden. Außerdem tragen regelmäßige Kontrollen und Impfungen dazu bei, dass die Ferkel gesund bleiben und sich gut entwickeln.
Neben der Milch der Sau werden den Ferkeln häufig Schalen mit angerühter Milch (Milchpulver + Wasser) angeboten. Dies ist zur Unterstützung für unterentwickelte Ferkel gedacht, die sich schwieriger bei der Rangordnung durchsetzen können. Nach etwa 3-4 Wochen werden die Ferkel von der Muttermilch entwöhnt und vollständig auf festes Futter umgestellt.
Dieser Übergang ist eine kritische Phase, da die Ferkel lernen müssen, selbstständig zu fressen und ihr Verdauungssystem sich an die neue Nahrung anpassen muss.
Q!uellen:
- https://www.schweinekrankheiten.de/html/download/_assets/typisch-saugferkel.pdf (30.08.2024)
- https://www.fokus-tierwohl.de/de/schwein/fachinformationen-muttersau/alternative-abferkelsysteme-teil-2-das-tier-im-mittelpunkt-der-betrachtung/7-nach-der-geburt (30.08.2024)
- https://www.fokus-tierwohl.de/de/schwein/fachinformationen-muttersau/umfrageergebnisse-management-grosser-wuerfe (30.08.2024)
- https://www.gfs-topshop.de/cms/de/magazin/ferkel-erstbehandlung (30.08.2024)
Grätschern
=auch als Spreizer bezeichnet, ist ein Zustand, bei dem die Ferkel ihre Hinterbeine seitlich spreizen und Schwierigkeiten haben, sich zu bewegen oder zu stehen. Dies tritt oft unmittelbar nach der Geburt auf und kann durch verschiedene Faktoren wie genetische Veranlagung und unzureichende Muskelentwicklung verursacht werden. Die Hinterbeine können mit Pflaster oder Isolierband locker zusammengebunden werden (Tapen), um das seitliche Ausgrätschen zu verhindern und die Mobilität zu verbessern